Tempo 70, 50, 30 – Warum machen mehr Freiheiten der Kommune Sinn?

Teils hitzig wird in den Sozialen Medien die Freiheit der Kommunen zur Anpassung von Geschwindigkeitenbegrenzungen diskutiert. Eine an die jeweilige Situation vor Ort angepasste Geschwindigkeit kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein. Zum einen zeigen zahlreiche Studien, dass niedrigere Geschwindigkeiten die Unfallhäufigkeit und -schwere reduzieren können. So ergab eine Studie des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, dass bereits eine Senkung der Geschwindigkeit von 50 km/h auf 30 km/h das Risiko für schwere Unfälle um mehr als die Hälfte reduzieren kann. Eine weitere Studie des französischen Institutes für Verkehrssicherheitsforschung (INRETS) untersuchte die Auswirkungen von Geschwindigkeitsreduzierungen auf Straßen mit hoher Unfallhäufigkeit und zeigte, dass auch eine Reduzierung der Geschwindigkeit von 90 km/h auf 70 km/h zu einer Verringerung der Unfälle um etwa 15% und zu einer Verringerung der Schwere der Unfälle um etwa 30% führen kann.

Neben der Verkehrssicherheit kann eine reduzierte Geschwindigkeit auch positive Effekte auf die Umwelt haben. So reduziert eine geringere Geschwindigkeit den Ausstoß von Feinstaub und senkt die Lärmbelastung in Wohngebieten. Eine Studie des Umweltbundesamtes kommt zu dem Ergebnis, dass eine Reduktion der Geschwindigkeit von 50 auf 30 km/h eine Reduktion des Feinstaubs um bis zu 70% bewirken kann.

Nicht zuletzt kann eine reduzierte Geschwindigkeit auch den Verkehrsfluss positiv beeinflussen. Durch weniger Beschleunigen und Bremsen entstehen weniger Staus und somit eine insgesamt höhere Effizienz im Verkehrsfluss. Verschiedene Studien belegen das.

In der Praxis gibt es viele Beispiele für die Sinnhaftigkeit der Anpassung von Geschwindigkeitsbegrenzungen, sei es in Wohngebieten oder in Innenstädten. Ein lokales Beispiel ist dafür die Gevelsberger Straße. Trotz verschiedener Prüfungen und politischen Mehrheiten, um in der Zone um den Kindergarten KÄZchen in Haßlinghausen eine reduzierte Geschwindigkeit zu erreichen, blieben alle Versuche erfolglos. Auch an der Hauptstraße oder der Quellenburgstraße, die die Glück auf-Trasse schneidet und dadurch immer wieder gefährliche Situationen schafft, gab es keine rechtliche Möglichkeit für eine Verbesserung der Situation. Das muss sich einfach ändern.

Indem die Geschwindigkeiten an bestimmten Orten reduziert werden würden, können sowohl die Sicherheit als auch die Lebensqualität der Anwohner und besonders der Kinder verbessert werden. Da geht es um keine Gängelung von Autofahrerinnen und Autofahrern, sondern einfach um die Steigerung der Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger sowie das allgemeine Wohlbefinden in unseren Gemeindeteilen.